Lorinser kennt sich aus mit Mercedes-Benz-Produkten – und das seit dem 1. März 1930. Das ist das Datum, an dem Erwin Lorinser seine Werkstatt gründete und als „Wiederverkäufer für Pkw und Nutzfahrzeuge der Daimler-Benz AG“ begann, (s)eine schwäbische Erfolgsgeschichte zu schreiben. Jüngster Unternehmenszweig ist „Lorinser Classic“. Dort kümmert man sich – wie der Name schon andeutet – um historische Mercedes-Benz. Neuestes Vorzeigeprojekt ist jedoch keine chromblitzende Restaurierung, sondern ein handfester Umbau: Das Steyr-Daimler-Puch 230 GE Wohnmobil. Klar, dass sich die CampingBuddies das mal genauer anschauen mussten.
G-Klasse Cabrio mit langem Radstand: Das gab es nur für die Armee
[adrotate banner=“1″]Die hier abgebildete G Klasse startete 1993 ihr erstes Leben unter dem Firmennamen Puch in der Schweizerischen Armee als Funkwagen. Baureihe 461 mit langem Radstand tat dort brav ihren Dienst, bevor sie kürzlich ausgemustert wurde. Lorinser nutzte die Gelegenheit, kaufte diese und einige andere G Klassen, restaurierte und individualisierte sie. Das besondere jedoch an diesem G: Er hat den sogenannten Funkkoffer-Aufbau aus Gfk mit einer 30 Millimeter dicken Isolierung. Dahinter verbirgt sich eine Art Hochdach Hardtop, wodurch viel Raum hinter der Fahrerkabine entsteht. Bei Lorinser reifte darum die Idee, den Platz mit einer durchdachten Campingausstattung aufzuwerten und damit den Funker zum Camper umzuwidmen.
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Aus diesem Grund wurde ein Wasch-und Spülbecken mit von außen befüllbaren Wassertank installiert. Eine Herdplatte samt Gaskartusche sucht man jedoch vergeblich. Für warme Speisen gibt es alternativ eine Mikrowelle. Überraschend: Lorinser verbaut beschichtete Holzplatten wie im klassischen Wohnmobil Bereich, statt Verbundstoffe und Aluminium, wie es sonst bei Ausbauten von Geländewagen verwendet wird. Dadurch wirkt der Camper aus Winnenden deutlich wohnlicher und es gibt viel Stauraum durch Einbauschränke und integrierte Packtaschen.
Dank hochaufbauendem Hardtop ein perfekter, kleiner Camper.
Damit es auch in kalten Nächten gemütlich bleibt, ist eine Standheizung an Bord, denn übernachten ist im G natürlich auch möglich. Dazu muss nur die Sitzbank samt Klapptisch zu einer Liegefläche für Fahrer und Beifahrer umgebaut werden. Die originalen seitlichen Schiebefenster wurden nur um Fliegengitter und ein kippbares Oberlicht ergänzt, so dass es in der ehemaligen Funkerstube immer freundlich hell ist. Sollte man nach einer ausgiebigen Geländefahrt dann den perfekten Spot für die Übernachtung gefunden haben, ist man dank Solarpanele, Sonnensegel und Außendusche durchaus autark. Sollten die Bordbatterien jedoch wieder Saft benötigen, gibt es auch eine Einspeisemöglichkeit von außen.
Und wie kommt man an diesen perfekten Spot? Der Puch G besitzt einen erst 88.000 Kilometer gelaufenen 2,3 Liter Vierzylinder Benzinmotor mit 116 PS, der an eine 4-Gang-Automatik gekoppelt ist. Dank 245 cm Aufbauhöhe und deutlich über 2 Tonnen Gewicht, darf man keine fahrdynamischen Wunder erwarten. Aber Dank Allradantrieb und Differenzialsperre an der Hinterachse kommt man dafür fast überall hin.
Geschmacks- und Preisfrage: Lorinser verlangt knapp 70.000 Euro
Besonders stolz ist man bei Lorinser übrigens auf die Gestaltung des Hardtops, das mit Kartenmaterial des Kartographen Petrus Beretius aus dem 17. Jahrhundert bedruckt ist. Doch ähnlich, wie die LED-Scheinwerfer, Spurverbreiterungen, DOTZ Stahlfelgen und die Belederung im Innenraum ist das Geschmacksfrage und kann bei Kundeninteresse an weiteren Umbauten individuell angepasst werden. Womit wir auch beim Preis für einen solchen Umbau sind: 69.900,01 Euro verlangt Lorinser Classic aktuell für den Puch G Camper. Ein akzeptabler Preis für einen kernsanierten Militärwagen samt Camperumbau, der einen zuverlässig und mit der notwendigen Muße auch an die entlegensten Plätze der Erde bringen kann.