Ja, ich muss es gestehen, ich bin ein Wohnbus-Fan. Und das schon viele Jahre. Dass ich selbst mit meiner Familie mit einem Eura Mobil Alkoven-Mobil unterwegs ist, hat viele Gründe. Doch tief in meinem Herzen stehe ich auf Wohnbusse. Und so freue ich mich besonders, dass wir ab sofort dem lieben Maik über die Schulter schauen dürfen, der sich einen alten Fahrschul-Reisebus gekauft und diesen Schritt für Schritt in einen Wohnbus umgebaut hat.
Doch eh wir Maik auf seinem langen Weg, hin zu einem gemütlichen Reisegefährt für sich und seine Familie begleiten, lassen wir ihn doch erst einmal selbst erzählen, warum er nicht (wie „normale“ Menschen) einfach ein Wohnmobil von der Stange oder zumindest einen selbstausgebauten Kastenwagen fahren wollte.
Wer sind wir?
„Wir“ sind unsere 2 Jungs (aktuell 6 und 4 Jahre), meine Frau und ich. Beruflich hatte ich schon immer mit Fahrzeugen zu tun. Ich bin gelernter KFZ-Meister im PKW-Bereich und staatl. geprüfter Techniker Fachrichtung Fahrzeugtechnik. Ich arbeite bei einem großen deutschen Ingenieurbüro in der Interieur-Entwicklung für die großen OEM´s weltweit.
[adrotate banner=”1″]Zum Camping sind wir tatsächlich gar nicht über ein Wohnmobil gekommen. Als unser zweiter Sohn geboren wurde, haben wir einen sechs Meter langen Wohnwagen gekauft, der im ersten Leben als Truma-Promotionmobil gedient hatte und innen bereits leergeräumt war.
Diesen Wohnwagen habe ich in Eigenregie nach unseren Bedürfnissen komplett selbst ausgebaut – und hier schon früh gemerkt, dass mir der Fahrzeug-Innenausbau in Eigenregie mehr Spaß macht als ein fertiges Mobil von der Stange zu fahren. Nach einigen Urlauben haben wir aber gemerkt, dass es besonders an Regentagen doch etwas eng werden kann in so einem Wohnwagen. So entstand der Wunsch nach einem etwas größeren Gefährt.
Warum ein Bus?
Beim Blick auf die Fahrzeuge auf dem Markt fiel uns schnell auf, dass ein weiterer Wohnwagen für eine Vergrößerung nicht infrage kommt. Die Wohnmobile von der Stange waren uns sowie entweder zu klein, zu teuer, oder oft auch nicht auf die Bedürfnisse mit zwei kleinen Kindern ausgerichtet.
Oder doch lieber einen US-Schulbus?
Schnell kamen wir auf die Idee, einen großen Transporter zu kaufen und ihn selbst auszubauen. Da ich über die „großen“ Führerscheine B,C und E verfüge, gab es nach oben auch keine Probleme mit 3,5t oder 7,5t Gesamtgewicht.
Außerdem haben es mir große Fahrzeuge schon immer angetan. Daher war ich bei meinen Recherchen nach einer neuen Basis für unseren neuen Camper für alles offen und kam schließlich auf die Idee, einen waschechten Reisebus zum XXL-Wohnmobil umzubauen.
Wie kommt man zum Bus?
Diverse Wochen und unzählige Stunden Youtube-Videos später wurde aus der Idee ein Plan. Erstes Ziel: meine bessere Hälfte von der Idee überzeugen, und dafür begeistern.
Das erste Gespräch lief sinngemäß zusammengefasst etwa so:
Ich: Wollen wir nicht gleich einen Bus kaufen und selbst ausbauen?
Sie: Bist du sicher, dass ein Bus groß genug für uns 4 ist?
Ich: Ich meine keinen Bulli, sondern einen richtigen Reisebus…
Sie: Waaas??
Ich: Das haben andere auch schon gemacht, Das ist cool und bietet tolle Möglichkeiten.
Sie (viele Stunden und Gespräche später): Ich muss sowas mal gesehen haben, damit ich mir sowas vorstellen kann.
Gesagt getan! Im Wohnbusforum habe ich ein Mitglied aus der Nähe kontaktiert und angefragt, ob wir mal ne Roomtour machen können. „Aber klar“, kam prompt die Anzwort. Also haben wir uns auf die Socken gemacht und haben unseren ersten Wohnbus besichtigt. Der Besuch hat bei meiner Frau und mir viele Bedenken aus der Welt geräumt. Gleich im Anschluss ging es auf die Sache nach einem eigenen Bus.
Doch warum nun genau gerade ein Reisebus?
Nach diversen Besichtigungen ganz unterschiedlicher Modelle bekamen wir einen ersten Eindruck davon, welche Vor- und Nachteile die unterschiedlichen Bauformen zu haben:
- Bücherbusse: selten zu bekommen, perfekt für WoMo-Umbau geeignet (weil keine Fenster aber haufenweise Dachfenster) hoher Innenraum, aber leider keine Kofferräume und meistens beachtliche zwölf Meter lang.
- Gefangenentransporter: ebenfalls sehr gut geeignet, aber noch seltener zu bekommen.
- Stadtbusse/Überlandbusse: leicht zu bekommen. Aber immer zwölf Meter lang, hoher Innenraum aber meist nicht gut isoliert, kleine Kofferräume und nur kurz übersetzt (80 km/h bei Vollgas).
- Doppeldecker: mega-groß, zwölf Meter lang und vier Meter hoch, jeweils pro Etage um die 1,80 Innenhöhe aber irgendwie doch schon wieder zu krass für uns.
- Reisebusse: meist gut zu bekommen, große Kofferräume für viel Reisegepäck, meist gut isoliert, lang übersetzt damit längere Fahrt mit hoher Reisegeschwindigkeit möglich ist, und besonders wichtig: unterschiedliche Fahrzeuglängen und -höhen möglich.
Für uns war also klar: Es wird ein Reisebus werden. Er darf maximal zehn Meter lang sein und so alt, dass er mit H-Kennzeichen angemeldet werden kann. Erstgenannter Grund bedingt sich aus unserer Einfahrt sowie unserer Halle, zweitgenannter Grund drückt die Kosten. Leider ist die Kombination aus beiden Gründen nun wieder nicht ganz so einfach zu finden – doch es ist möglich.
Am Ende unserer Suche stand dann ein Setra S212H (Bj. 1979) mit einem 13,86 Liter großen V8 Saugdiesel und einer entspannten Laufleistung von 700.000 Km Der Bus wiegt leer knapp neun Tonnen, voll bepackt hat er rund zwölf Tonnen. Er miss 10.30 Meter in der Länge und mit Markise 3,65 Meter in der Höhe.
Die Vorgeschichte unseres Busses:
Im ersten Leben war unser Bus 25 Jahre lang ein Fahrschulbus, auf dem hunderte Busfahrer fahren gelernt haben. Vorteil: die Reisebestuhlung wurde praktisch nie benutzt. Über Umwege kam der Bus dann zu einem Mitglied des Bus-Forums „Wohnbusse.eu“, und wurde dort durch fachkundige Hände gepflegt und gelegentlich für Ausflüge genutzt. Über eine kurze Zwischenstation bei der bereits die Reisebestuhlung teilweise entfernt und eine provisorische Einrichtung verbaut wurde, landete der Bus dann wieder in der Vermittlung durch den Wohnbusforum-Moderator. Bei der ersten Besichtigung haben wir uns dann direkt in den „Kleinen“ verliebt und sofort Nägel mit Köpfen gemacht.