Das Modell ist so alt wie der Autor selbst. Seit 1986 baut Ford den Transit nun schon zum Nugget um. Wir haben das aktuell größte Modell, den Ford Nugget Plus, einem ausgiebigen wie ungewöhnlichen Test unterzogen.
UNGEWÖHNLICH WARUM?
[adrotate group=”1″]Weil wir noch nie einen Camper gefahren sind. Doch der Chef wollte es so und entsprechend stand uns der große beige-braun-goldene Transit, also: Ford Nugget Plus, zur Verfügung.
Die erste Überraschung ist die Größe. Mit 5.34m verzeichnet der lange Nugget wirklich ein deutliches Plus gegenüber seinem kleinen Bruder (4.97m). Den guten Fuß an Zusatzraum hat man dann auch geschickt genutzt. Denn der Plus kommt mit einer Toilette an Bord. Und das ist in dieser Klasse echter Luxus.
Zwar ist das stille Örtchen nicht ganz so still, weil es frei im Raum steht, doch man kann sich abtrennen. Im Heckschrank ist ein Rollo versteckt, das man bei Bedarf ausziehen kann und die Heckklappe ist ebenso schnell mit einem Rollo verdunkelt. Zum Händewaschen kann nach dem Geschäft von der linken Bordwand ein kleines Waschbecken mit Mischbatterie heruntergeklappt werden. Dort verbirgt sich auf der vom kleinen Nugget bekannte Anschluss für die Außendusche.
DER FORD NUGGET PLUS IST NICHTS FÜR WARMDUSCHER
Doch wir wollen eigentlich im Winter eher nicht draußen duschen. Stattdessen: Fahren! Von der Toilette kann man locker aufrecht durch den Wohnraum schreiten, vorbei an der dreisitzigen Klappbank mit Isofix für die Passagiere. Den Kopf gilt es dann erst für den Zugang in das Fahrerhaus einzuziehen.
Hier empfängt der Nugget Plus Fahrer und Beifahrer mit zwei drehbaren Captain-Chairs, die nicht nur auf den ersten Blick bequem sind. Auch auf langer Fahrt stützen sie den Rücken gut und werden nicht unbequem. Beste Voraussetzungen also für lange Trips.
Die finden sich auch unter der Haube des Testcampers. Mit 170PS starken 2.0 TDCi EcoBlue-Motor durften wir die stärkste Motorisierung ausprobieren. Noch wichtiger als die Spitzenleistung, die übrigens schon bei moderaten 3500 Umdrehungen anliegt, ist allerdings das Drehmoment. Mit 405 Newtonmetern ist der Ford Nugget Plus auch hier üppig bestückt.
Weitere Campervans im Test
SOUVERÄNES FAHRVERHALTEN DANK 405 NM
Das Fahrverhalten ist deshalb trotz des hohen Alkoven-artigen Aufbaus sehr souverän. Die Sechsgang-Wandlerautomatik hat hier großen Anteil. Locker verschleift sie jeden Anfahrvorgang und verstecke ein etwaiger Turboloch dezent im Wandlerschlupf. Der Fahrer hat so jederzeit ordentliche Spurtstärke am Fuß und kann bei Bedarf auch überraschend agil überholen.
Die 0-100km/h-Zeit von 15.4 Sekunden zeigt das zwar nicht unbedingt an, auch die 155km/h Spitzengeschwindigkeit nicht, doch wir waren durchweg überrascht von der Performance des Ford Nugget Plus. Auch lange Autobahnetappen mit Durchschnitten um 130km/h spult er klaglos ab. Er wird dabei nicht einmal zum Säufer.
Maximal hat er sich 12.2 Liter auf 100km genehmigt, im Schnitt sind wir allerdings sogar unter der magischen 10.0l/100km Marke geblieben. Wer einen zarten Gasfuss hat und eher gemütlich über Land unterwegs ist, der dürfte sicher auch die acht auf dem Bordcomputer sehen. Gerade mit dem großen 80l Tank lassen sich so angenehme Reichweiten erzielen.
VOLLAUSGESTATTETE KÜCHE FÜR LANGSCHLÄFER
Am Ende der Fahrt hat man sich dann schnell eingerichtet. Die l-förmige Küche im Heck ist mit einem 40l-Kühlschrank und dem Zweiflammkocher bestens gerüstet. Eine Edelstahlspüle gehört ebenso zum guten Ton wie clevere Ablage- und Verstaumöglichkeiten. Die meisten davon vorbildlich verschließbar.
Einzig wundert man sich kurz über das gepolsterte Fach unter der Spüle – doch das gehört zur cleveren Sitzbank. Wenn diese mit wenigen Handgriffen ins Liegeposition geklappt ist, finden Langschläfer mit den Füßen eine Extraportion Raum. Das obere Bett, ebenfalls für zwei Erwachsene groß genug ist ebenfalls schnell aufgebaut. Einfach die Blende entriegeln und das Bett Richtung Fond ziehen. Schon falten sich Unterlage mit Tellerfedern und Matratzen zum Doppelbett auf.
Oben hat man nicht nur einen guten Ausblick, sondern bekommt auch zwei Lautsprecher, Leseleuchten und einen 12V-Anschluss mit an die Hand, damit auch im ersten Stock die Unterhaltung gesichert ist.
DER FORD NUGGET PLUS LÄSST WENIG ANBRENNEN
Ansonsten fällt wenig Negatives auf. In schnell gefahrenen welligen Autobahnkurven könnte vielleicht die Zugstufe der Dämpfung eine Prise straffer sein. Doch das gehört sicher eher in einen evocars-Test, als in einen Camper-Test. Aber wie gesagt: es war unser erster Versuch dieser Art.
Modell: Ford Nugget Plus
Motor: Vierzylinder-Reihe Diesel, 1.995 ccm
Leistung: 170 PS (125 kW) 3. .500/min
Drehmoment: 405 Nm bei 1.750/min
Antrieb: Frontantrieb, Sechsgang-Automatikgetriebe
Testverbrauch: 9,8 l Diesel/100 km
Beschleunigung (0 – 100 km/h): 15,4 s
Höchstgeschwindigkeit: 155 km/h
Abmessungen (L/B/H): 4,97 m/1,98 m/2,80 m
Gewicht: 2.855 kg (fahrbereit, betankt)
Grundpreis: 58.963 Euro
Zuladung: 545 kg
Kocher: 2 Flammen
Gasinhalt: 2.8 kg
Frischwasser: 42 l
Abwasser: 42 l
Batterie: 95 Ah
Kühlschrank: 40 l
Toilette: Thetford Cassette
Heizung: 3 kW Diesel-Zusatzheitung (Webasto)
Steckdosen: 1×12 V, 2×230 V