Unser Wohnmobil ist ein Toyota Hiace H11 (1,6 Benziner) von 1983 mit Aufbau von Frankia. Sein Kilometerstand ist wegen des leicht defekten Tachos wohl nur noch zu erahnen, liegt aber auf jeden Fall deutlich über 150.000 km. Wir nennen das Fahrzeug liebevoll „Toyo“, da es nicht nur auf den ersten Blick ein kompaktes, fast niedlich erscheinendes Wohnmobil ist. Zwischen den neueren Artgenossen verschwindet es auf dem Stellplatz nahezu ganz, zieht aber trotzdem relativ schnell Interessierte an. Zum heutigen Zeitpunkt sind nur noch wenige seiner Art unterwegs, auch verglichen mit dem ihm sehr ähnlichen Mitsubishi L300. Das sorgt meistens rasch für spannende Gespräche auf den Plätzen, auf die es uns verschlägt.
Wir waren im vergangenen Sommer auf der Suche nach einem Camper oder einem kleinen Wohnmobil, das wir an unserem Wohnort mitten in der Stadt gut stehenlassen können. Zuerst haben wir uns für mehrere Fahrzeuge vom Typ Mitsubishi L300 interessiert und einige Probefahrten gemacht, sind jedoch wegen des doch recht schmalen Budgets und der Ist-Zustände unserer potenziellen Wohnmobile nicht wirklich vorangekommen. Unseren schönen Toyo haben wir schließlich im benachbarten Düsseldorf gefunden.
Auch spannend:
[adrotate banner=“1″]Er erschien uns auf den ersten Blick so kurios und erhaltenswert, dass uns schnell klar wurde: Das wird unser Projekt. Die Vorbesitzer hatten jedoch einen recht seltsamen Geschmack, was die Farbwahl für Schränke und Wände betrifft. Der schöne Originalholz-Look war mit bunten Pastelltönen überstrichen und wir haben uns schnell dazu entschlossen, mit einer am Original angelehnten Holzfolierung den Innenraum wieder mehr nach 1983 aussehen zu lassen. Kleinere Umbauten an Alkoven und Nasszelle rundeten die ersten Arbeiten ab. Aktuell sind wir dabei, die Kantenleisten mit zugehörigen Leistenfüllern zu erneuern – eine lebenserhaltende Maßnahme für den originalen Frankia-Aufbau. Bevor der TÜV einen Blick auf das Fahrzeug wirft, werden wir wahrscheinlich noch einen neuen Endschalldämpfer verbauen, um uns danach auf hoffentlich viele weitere Touren mit unserem Toyo freuen zu dürfen.
Direkt nach dem Kauf haben wir kleinere Wochenendtrips in die Umgebung unternommen, beispielsweise nach Xanten am Niederrhein, wo wir freundlicherweise neben einem Gasthaus direkt auf dem Rheindeich stehen durften. Weiter weg ging es im Oktober vergangenen Jahres, zuerst an die ostfriesische Küste nach Norddeich und Harlesiel. Zuletzt sind wir noch über Hamburg bis nach St. Peter-Ording und damit einen der schönsten Strände dieses Landes gefahren.
Das war für uns ein allererstes Highlight – trotz des lange anhaltenden Regens. Seine erste Feuertaufe hat Toyo somit bestanden und wir planen schon den Sommerurlaub, den wir am allerliebsten in Kroatien verbringen würden. Nun zwingt uns die pandemische Lage natürlich zum Warten, genauso muss auch erst die Hauptuntersuchung ohne Zwischenfälle über die Bühne gehen. Aber startklar fühlen wir uns mit unserem Toyo schon lang. Der verblassende Aufkleber an der Heckfensterscheibe zeugt jedenfalls davon, dass es unser Schmuckstück in seinen 38 Jahren schon einmal nach Kroatien geschafft hat.
Natürlich fährt immer ein bisschen Sorge mit, wenn wir mit unserem Hiace-Camper unterwegs sind. Da braucht es Pflege, der Motor ein bisschen Zuwendung und letztendlich natürlich auch Geld, um einen Oldtimer wie den Toyota Hiace der zweiten Generation zu erhalten. Die Internetseiten mit Ersatzteilen aus aller Welt sind bei uns selten geschlossen, weil wir natürlich mitdenken, welche Teile als nächstes verschleißen könnten. Gerne würden wir eine Community von Menschen aufbauen, die auch noch das Glück und Freude daran haben, mit diesem kuriosen Modell durch die Gegend zu fahren. Für den Mitsubishi L300 gibt es ganze Fantreffen, während das für den Toyota Hiace nicht der Fall ist. Immer wieder tauchen Exemplare in Kleinanzeigen auf, jedoch gibt es immer noch zu wenig Möglichkeiten zur Vernetzung. Wir würden uns freuen, von netten Menschen zu hören, die genau wie wir große Fans des kleinen japanischen Wunders sind und Lust auf den freundschaftlichen Austausch haben, um dieses Stück Campinggeschichte der achtziger Jahre zu würdigen und zu erhalten.