„Tja, da müssen wir leider ganz schön was machen. Da werden auf jeden Fall an die 6.000 Euro fällig.“ – Uff. Da setzt du dich erst einmal hin, wenn dir die Werkstatt, in der du deinen Camper zur Reparatur abgegeben hast, so eine Ansage macht. Doch hat man eine Wahl? Eigentlich nicht. Also Augen zu und durch.
So erging es mir Anfang 2023. Nach einem Kurztrip an die Ostsee, bei dem es wie aus Eimern schüttete, überraschte uns zuhause eine sehr frostige Nacht. Am kommenden Morgens hatte sich die Leiste, die die Seitenwand des Alkovens und das Dach verwindet, gelöst und stand senkrecht nach oben ab. Ich ging davon aus, dass der Frost das Wasser unter der Leiste gefroren du damit die Leiste „abgesprengt“ hatte. Doch ganz so einfach war es leider nicht.
Das ist bitter. Mindestens 5.000 Euro werden aufgerufen.
Als ich die Schrauben wieder reindrehen wollte sah ich, dass das Holz, in das sie fassen sollten, gar nicht mehr vorhanden war. Alles weggegammelt. Mit der Taschenlampe leuchtet ich in den Spalt und sah, dass dieses Problem deutlich weiter ging, also zunächst gedacht.
Was folgte waren Telefonate mit diversen Werkstätten, denen ich das Problem schilderte und eine gaaaanz grobe Einschätzung der Kosten anfragte. „Reden wir von 1.000, 5.000 oder eher 10.000 Euro?“ war meine Frage. „Mindestens 5.000 Euro“ war die einhellige Meinung. Meine Laune sank in den Keller. Eine Werkstatt allerdings, die sich auf solche Schäden spezialisiert hatte, meinte, der beschriebene Schade könne für rund 2.500-3.000 Euro instandgesetzt werden. Das ließ mich hoffen.
Gemacht hatte diese Aussage der Chef von „Womoreparatur.de“ aka RS Fahrzeugtechnik in Körl in der Nähe von Kassel. Eine Woche später fuhr ich also Richtung Süden, besprach mit dem Chef und ließ den Wagen gleich da. In diesem Zusammenhang bat ich darum, gleich noch einem „Wassereinbruch“ im Heckbereich auf den Grund zu gehen. Der Begriff ist allerdings etwas hochgegriffen, da am Heckfenster bei Starkem Regen einige Tropfen die Innenwand hinunterliefen.
Einige Tage später folgten die ersten Bilder und die erste Einschätzung von der Werkstatt. „Die Solaranlage auf dem Dach ist so schlecht montiert, dass Wasser durch die Verschraubung und die Kabeldurchführung eindringt. Und am Alkoven geht der Feuchtigkeitsschaden ein Stückchen vom Rand bis aufs Dach. Aktuell würden wir mit der Reparatur bei rund 3.000 Euro liegen.“ – Damit lagen wir voll im angekündigten Rahmen, ich erteilte also den Reparaturauftrag.
Einige Tage später wurde allerdings das ganze Ausmaß des Wasserschadens am Alkoven deutlich. Das Wasser, das oben eingedrungen war, hatte sich an der Unterseite des Alkovens wie in einer Wanne gesammelt und auch hier das Holz beschädigt. Etwa ein Drittel des Alkoven-Unterbaus (also der Teil, auf den man aus der Windschutzscheibe schaut) war betroffen, das Holz vergammelt.
Wasserschaden im Alkoven reparieren lassen, oder den Camper gleich entsorgen?
Nachdem die Kostenschätzung – aus meiner Sicht durchaus gerechtfertigt – auf rund 6.000 Euro angestiegen war (was natürlich primär am Arbeitsaufwand lag), gab ich schweren Herzens mein „Go“. Was hatte ich denn für eine Wahl?
- Unseren geliebten Morty als „Bastlerfahrzeug“ verkaufen und mit etwa 20.000 Euro auf die Suche nach einem anderen Camper gehen? – Aktuell aussichtslos, da der Markt immer noch völlig aus den Fugen geraten ist.
- Seitenverkleidung, Dach und Alkovenunterboden wieder zusammenbauen lassen, Fenster wieder einbauen und hoffen, dass das Problem von allen verschwindet, sich KEIN Schimmel bildet und alles gut wird? – Keine Option!
- In den sauren Apfel beißen, das Geld zusammensuchen und Morty reparieren lassen. – Da ich unseren Eura Mobil von 2005 noch viele Jahre behalten möchte und bislang zu 100% von dem Modell und speziell unserem Wagen begeistert war, schien mir das der richtige Weg. Auch weil Morty erst 120.000 km auf dem Tacho hat und immer ohne Probleme durch den TÜV kommt.
Es folgten einige Wochen, in denen ich immer mal wieder Bilder vom Fortschritt bekam. Somit war ich immer auf dem Laufenden und fühlte mich gut aufgehoben.
Im Einzelnen wurde der komplette Alkoven „nackig“ gemacht (von außen), beide Seitenfenster sowie die frisch eingebaute Dachluke wurden ausgebaut, die Übergänge zum Fahrerhaus mussten entfernt werden und im hinteren Bereich des Daches wurden die beiden Solarpanele neu montiert und abgedichtet.
In der Zeit der Reparatur bin ich einmal nach Körl gefahren, um mir den Fortschritt anzuschauen und mich mit dem Monteur zu unterhalten. Der ist gelernter Tischer, arbeitet aber schon seit Jahren in der Wohnmobil- und Caravan-Branche und kann sich hier so richtig austoben. Er zeigte mir, wo das vergammelte Holz bereits entfernt und ersetzt worden war. Ich habe den Monteur Löcher in den Bauch geragt, weil ich leider immer unerträglich neugierig bin. Doch das hat er mit einem Lächeln über sich ergehen lassen und wurde nicht müde, mir Rede und Antwort zu stehen. Das war super, weil ich nun deutlich besser verstehe, wie so ein Alkoven aufgebaut ist, wo die tragenden Teile laufen und wie sich die PVC-Außenhaut verhält, wenn man sie biegt.
Weitere spannende Themen:
- Trocken-Trenn-Toilette selber bauen: Leichter als gedacht
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Weil wir Morty erst Ende April für unseren ersten Trip eingeplant hatten, blieb der Wagen also bis dann in der Werkstatt. Drei Monate, nachdem ich ihn dem Werkstattteam anvertraut hatte, holten wir ihn also Ende April und machten uns über den 1. Mai auf die Socken.
Seither hatten wir noch keine echten Starkregen, aber zumindest äußerlich und akustisch ist so gut wie keine Auffälligkeiten zu erkennen. Da die Außenhaut auf der Fahrerseite sehr stark nach hinten geborgen wurde (damit man sie nicht abschneiden musste) sieht man nun minimale Ungleichmäßigkeiten. Allerdings muss ich erst noch verifizieren, ob die nach einer gründlichen Wäsche und Politur noch zu sehen ist.
Alles in Allem muss ich sagen, bin ich sehr zufrieden mit der Arbeit des Teams von RS Fahrzeugtechnik aka Womorepartur.de. Die Kommunikation war die ganze Zeit hinweg vorbildlich (Bilder und Fortschritt über Whatsapp) und angesichts der geleisteten Arbeit, finde ich den Preis angemessen – auch wenn ich natürlich nicht kein Maßstab bin.
Buddies stellen sich vor:
- Buddies stellen sich vor: Viola, Pascal und ihr 1992er Hymer Camp 55 “Fritzi”
- Trust and Breath: Mit der Familie auf Langzeitreise im Eura Mobil
- Mit der Familie auf Weltreise: Thumanns unterwegs im Camper
Und nun? Na, jetzt stehen das lange Himmelfahrtswochenende und das Pfingstwochenende an. Schauen wir mal, was ich nach dem ersten echten Starkregen zu berichten habe.
Wenn ihr Fragen habt oder Interesse an zwei Videos vom weggegammelten Holz und der Kabeldurchführung der Solaranlage, dann besucht mich auch gerne im CampingBuddies-Forum. Da ist es mindestens genau so gemütlich 🙂
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